Wir Deutschen haben ein Sprichwort: "Gut Ding will Weile haben." Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber warten ist schwer. Besonders schwer ist das Warten, wenn du etwas pflanzt und willst, dass es wächst. Da wir hier einen Dienst zur intensiven Seelsorge aufbauen und die Biblische Seelsorge in Deutschland unterstützen wollen, müssen wir viel Geduld haben. Wir lernen, dass wir Gott alles im Gebet überlassen müssen, der sieht uns und kümmert sich um uns. Nur mit und durch seinen Geist werden wir in der Lage sein, standhaft zu bleiben und alles zu ertragen, was der Herr uns in den Weg stellt.
Menschen sagen oft, dass Geduld eine Tugend ist, und aus menschlicher Sicht ist sie das vielleicht auch. Gott sagt jedoch, dass Geduld eine Frucht des Geistes ist (Gal 5,22). Was bedeutet das? Es bedeutet, dass wir echte Geduld nicht aus uns selbst heraus "produzieren" können. Ihr könnt vielleicht ein wenig Selbstbeherrschung zeigen, und je älter wir werden, desto besser sollten wir das auch können, aber wir können sie nicht vortäuschen ... zumindest nicht lange. Gott sagt, dass Selbstbeherrschung auch eine Frucht des Geistes ist (Gal 5,23). Es liegt also auf der Hand, dass Fortschritte beim Warten vor allem davon abhängen, dass wir uns auf Gottes Geist verlassen - und uns ihm hingeben. Wenn ihr das nächste Mal um Geduld bittet, betet stattdessen, dass Gott euch mit seinem Geist erfüllt und, dass ihr euch ihm dann überlasst, damit er euch in die Richtung führen kann, in die er euch führen möchte.
Gleich und doch anders
In einigen Gesprächen, die Deanna und ich geführt haben, haben wir über die Idee gesprochen, Missionare zu sein. Es ist irgendwie seltsam und aufregend zugleich. Worüber ich (Dennis) ein paar Mal nachgedacht habe, ist, dass wir uns nicht wirklich von euch unterscheiden. In Christus sind wir alle gleich. Wir sind nicht besser oder euch im Glauben voraus oder auf eine neuen Stufe des Christenseins. Wir sind euch gleich. Trotzdem unterscheiden wir uns aber auch von euch, und zwar darin, dass wir uns entschieden haben, Gott in die weite Ferne zu folgen. Das ist nicht etwas, was jeder wählt - oder besser, zu wählen berufen ist - aber es macht uns nicht zu besseren Christen.
Ich sag es noch einmal sagen anders: Es gibt einen Unterschied in dem, was wir tun, aber es ist keinen qualitativen Unterschied, der unseren Glauben im Vergleich zu eurem aufwertet. Warum ist das wichtig? Das ist wichtig, weil ihr beim Lesen dieser Blogs vielleicht Dinge denkt wie: "Ich wünschte, ich hätte so viel Glauben..." oder "Sieh nur, was sie für den Herrn tun..." oder sowetwas. Doch der Dienst, zu dem Gott uns berufen hat - der Dienst der Versöhnung (zwischen Gott und Mensch; siehe 2. Korinther 5) - gehört uns allen (die wir Christen sind) und kann überall dort ausgeübt werden, wo Menschen leben.
Es gibt noch einen zweiten Grund, warum ich das erwähne. Ich möchte, dass ihr euch mit dem, worüber wir schreiben, identifizieren könnt und darüber nachdenkt, was Gott in eurem Leben im Zusammenhang mit diesen Dingen tun möchte. Wir wollen nicht, dass es auf unserer Reise mit dem Herrn nur um uns geht - es geht darum, was Gott hier, in der Nähe und in der Ferne aufgrund der Dinge tut, die er in und durch uns tut.
Kleine Schritte
Um noch einmal auf das Thema Geduld und die Arbeit zurückzukommen, die wir hier tun: Während wir darauf gewartet haben, und weiterhin darauf warten, dass sich einige Dinge in bestimmter Hinsicht bewegen, haben wir große Veränderungen gesehen. Zum einen sehen wir, dass unsere Mädchen kleine Schritte machen, um sich hier mehr zu Hause zu fühlen. Sie würden zwar nicht von ganzem Herzen sagen, dass dies jetzt ihr Zuhause ist und sie hier bleiben würden, wenn sie die Wahl hätten, aber sie gewöhnen sich langsam ein. Es werden kleine Schritte gemacht. Auch Deanna hat erwähnt, dass sie sich in kleinen Schritten immer mehr wie zu Hause fühlt. Wir haben ein paar mehr Dinge an die Wand gehängt, die uns vertraut sind - das macht unser Haus mehr zu einem Zuhause. Auch hier sind es kleine Schritte, die gemacht werden.
Und dann ist da noch die Arbeit. Im Januar habe ich meinen ersten Fall der Intensivseelsorge durchgeführt. Wir mussten uns um die Unterkunft und das Essen kümmern, sowie mit den Ratsuchen über die Reisevorbereitungen sprechen, usw. Wir durften einem Pastor und seiner Frau helfen, eine neue Perspektive für ihren Dienst und ihre Probleme zu finden. Es war uns eine Freude, sie zu betreuen und wir glauben, dass Gott in dieser Zeit am Werk war. Ein weiterer kleiner Schritt wurde getan.
Unsere Gemeinde hat am vergangenen Wochenende eine Schulung für Kleingruppenleiter veranstaltet, bei der ich die Vorträge gehalten habe. Es war sowohl aufregend als auch beängstigend, eine Schulung komplett auf Deutsch zu halten, nachdem ich eine Menge aus dem Englischen übersetzt hatte. Aber auch hier sahen wir, wie Gott die Arbeit segnete und wir spürten, dass ein weiterer kleiner Schritt gemacht wurde.
Liebt Gott nur große Dinge?
Wir Menschen sind Meister des Vergleichens. Finanzen, Aussehen, Leistungen, sogar Gottesfurcht - wir lieben es, uns zu vergleichen. Ich lasse das ganze Them vielleicht für ein anderes Mal 😊, aber wir wissen denke ich schon, wie gefährlich sogar zerstörerisch das ständige Vergleichen für uns sein kann.
Wenn wir darauf warten, dass die Dinge wachsen, blühen und gedeihen, können wir schnell die Hoffnung verlieren. Wenn ihr das Gefühl hast, dass die Arbeit, die ihr macht nur ein mikriger Beitrag sind, kann das ziemlich entmutigend sein. Ich glaube, es liegt daran, dass wir zu oft eine falsche Vorstellung davon haben, woran Gott wirklich Freude hat. Wir glauben, dass nur die gefüllten Stadien bei Billy-Graham-Evangelisationen oder das Leben eines Märtyrers, der bis zum Ende der Verfolgung durchgehalten hat, oder der weise Gelehrte, der einen dreiteiligen Kommentar geschrieben hat, dessen Fertigstellung zwei Jahrzehnte gedauert hat, den Herrn ehrt. Persönlich glaube ich aber, dass Gott diese großen Dinge weder braucht noch sich für sie allzusehr interessiert. Warum? Weil es in jedem Fall Tausende von Entscheidungen von vielen Menschen an vielen Orten brauchte, um diese großen Dinge zu verwirklichen - und Gott war derjenige, der alles lenkte.
Ich gebe euch mal ein Beispiel. Wir haben gerade eine Sendung im Fernsehen gesehen, in der es um den Planeten Erde ging. Wir haben Gottes Werk da wirklich bewundert, das kann ich euch sagen. Es wurde gezeigt, dass es winzige, mikroskopisch kleine Dinge gibt, die im Wasser leben und Kieselalgen genannt werden. Es sind erstaunliche Lebewesen! Das Problem ist nur, dass man sie mit dem bloßen Auge nicht sehen kann. Sie sind viel zu klein. Aber weißt du was? Wenn sie sich ernähren, betreiben sie Photosynthese und erzeugen dabei Sauerstoff. Wenn das passiert, kannst du sie vom Weltraum aus sehen - so groß sind sie. Millionen und Abermillionen dieser winzigen Dinger, die alle dasselbe tun, färben den Ozean buchstäblich in eine andere Farbe. Das ist eine wunderbare Verbildlichung dessen, was ich oben angesprochen habe. Jedes dieser einzelnen Lebewesen trägt nur ihren eigenen, noch so kleine Teil bei. Aber alles zusammen ist ein wunderbares Werk! Letztlich ist es Gott der dies tut und er freut sich über all diese Dinge. Jedes kleine Ding, das wir täglich treue zu tun suchen, wird letztlich in einen riesigen Wandteppich gefertigt; alles zu Gottes großer Herrlichkeit.
Es gibt viele andere Beispiele, die ich anführen könnte, aber ich werde nur zwei andere Dinge aufgreifen, die euch hoffentlich ermutigen. Denkt zunächst an die Speisung der 5000 durch Jesus (Mat 14,13-21). Was war dafür nötig? Ihr wisst sicher was die Jünger dachten: Wir brauchen ein paar Sattelschlepper voller Essen und viele Tische und Stühle, um das anständig abzuwickeln (ich spreche hier in moderner Sprache!). Sie erwarteten etwas wie die Grüne Woche, um die hungrigen Menschen zu versorgen. Aber Jesus brauchte SEHR wenig - fünf Brote und zwei Fische. Was der Mensch brachte, war wenig - Gott tat das Große. Unsere kleine Arbeit ist also alles, was Gott will. Wir können zufrieden damit sein.
Zweitens wurde ich an Hebräer 6,10 erinnert. Dort heißt es: "Denn Gott ist nicht ungerecht, euer Werk zu vergessen und die Liebe, die ihr zu seinen Namen erwiesen habt, indem ihr den Heiligen gedient habt und dient." Das ist erstaunlich ermutigend. Stellt dir euch vor, ihr kümmert euch um einen Kumpel in der Kleingruppe, der auf der Arbeit mit einer schweren Beziehung zu kämpfen hat, oder ihr habt euch um eine befreundete Mutter gekümmert, die nach einem langen Tag mit kleinen Kindern Ermutigung brauchte, während ihr Mann auf Geschäftsreise war? Das sind "Werke, die eure Liebe zu Gott zeigen, indem ihr seinen Heiligen dient". Gott wird das nicht übersehen. Er sieht euch. Er liebt euch. Er wird auch weiterhin für euch sorgen - egal, wie sich dieses Leben und die Arbeit für euch anfühlen mögen.
Langsam aber sicher sehen wir, wie Gott etwas bewegt und Dinge wachsen. Wir brauchen weiterhin Geduld und müssen bei unserer Arbeit treu sein, aber Gott ist derjenige, der alles zum Blühen bringen und seine große Macht und Herrlichkeit zeigen wird.
Denkt mal über folgendes nach: Wo müsst ihr mal genauer nachdenken wo Gott in eurem Leben am Werken ist und was er weiter in eurem Leben vorhat? Wo fehlt es euch an Geduld? Welches Arbeit kannst du weiterhin verrichten als Zeichen treue Liebe zu Jesus? Nehmt euch ein paar Minuten Zeit, um darüber nachzudenken - und betet dann, dass Gott euch aufbaut, ermutigt und für das befähigt, was als nächstes auf euch zukommt.
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