Die Spannung des Sowohl-als-auch war ein wichtiges Thema, als wir vom ersten Jahr unseres Dienstes zum zweiten Jahr übergingen. Wir haben sowohl ein zu Hause gefunden als auch verzweifeltes Heimweh verspürt. Wir können sowohl die Sprache fließend sprechen als auch das Gefühl haben uns manchmal nur schwer verständigen zu können. Wir sehen sowohl ein Wachstum im Dienst als auch Einschränkungen, die sich daraus ergeben, dass wir in unserer Arbeit jeden Tag mehr Zeit brauchen, um alles zu erledigen, als wir uns das wünschten. Wir sind sowohl dankbar für die finanzielle Unterstützung, mit der Gott uns segnet als auch gespannt, ob und im Gebet darüber, dass dies auch in den kommenden Monaten so bleiben wird.
Im Oktober hatte ich die Gelegenheit, meine Gedanken zu diesem Thema bei einem Event für die Frauen in unser Gemeinde zu äußern. Ich konnte sehen, dass sie bei allen Anwesenden gut ankamen. Vor allem in den Gesichtern der Ukrainer, die bei uns in der Gemeinde ein zu Hause gefunden haben, konnte man die Spannung sehen. Sie sahen sowohl dankbar aus dafür, an einem sicheren Ort zu sein, als auch sehnsüchtig danach, mit ihren Lieben in dem Land zu sein, das sie ihr Eigen nennen. Ihr versteht sicher schon was ich meine und könntet wahrscheinlich eure eigene Liste mit sowohl-als-auch Spannungen erstellen.
Die Frage, die ich mir stellen musste, als ich meine sowohl-als-auch Spannungen in Betracht zog, war natürlich: „Wie lebe ich in dieser Spannung?“ Was mache ich mit meiner Dankbarkeit, die sich mit der Traurigkeit vermischt? Was mache ich mit meiner Freude, die mit Traurigkeit vermischt ist? Was mache ich mit meiner Begeisterung für Veränderungen und dem Gefühl des Versagens, weil vieles länger dauert als gewollt? Die Antwort fiel mir ein, als ich eine der letzten Folgen der Serie The Chosen sah (wenn du sie noch nicht gesehen hast, solltest du dir dafür Zeit nehmen ... du wirst es nicht bereuen). In der Folge, an die ich denke, wird die Geschichte aus Markus 5,21 erzählt. Es geht um eine Frau, die sowohl Verzweiflung und Angst hatte als auch einen unglaublichen Glauben. Die Worte Jesu zu ihr in Vers 34 lauten: „Tochter, dein Glaube hat dich gesund gemacht; gehe hin in Frieden“.
In der Spannung des Sowohl-als-auch zu leben, erfordert Glauben und wird mit Frieden belohnt. Ich kann darauf vertrauen, dass Gott mir Kraft in meinem Kummer gibt, Schönheit inmitten meiner Tränen, Liebe, die meine Ängste vertreibt, und die Gewissheit, dass er in meinem Warten wirkt. In einem meiner Lieblingslieder heißt es: „Wenn wir nicht mehr verstehen, lehrst du uns zu vertrauen ...“ Wenn ich dem Herrn in diesen Momenten der Spannung vertraue, schenkt er meinem Herzen Frieden. Frieden in dem Wissen, dass er im Warten arbeitet und mich dadurch heiligt.
Während wir weiter das zweite Jahr unseres Dienstes durchschreiten und in der Spannung zwischen all dem Sowohl-als-auch leben, lege ich alles im Glauben vor die Füße des Herrn, so wie es diese Frau vor vielen Jahrhunderten tat.
„Denn du, Herr, bist gut und verzeihst und bist reich an beständiger Liebe zu allen, die dich anrufen“. Psalm 86:5
Zum weiteren Nachdenken:
1) Hast du eine Liste von Spannungen des Sowohl-als-auch? Wenn nicht, denke darüber nach und erstelle deine eigene Liste.
2) Was ist dein Bauchgefühl bezüglich deiner Liste? Willst du diese Dinge ignorieren? Bist du wütend darüber? Traurig? Willst du damit zu Gott laufen?
3) Welches der Dinge auf deiner Liste löst bei dir die größte Spannung aus? Frage den Herrn, was du mit/bezüglich dieser Sache tun kannst. Bete, dass du auf diese Spannungen so reagieren kannst, dass es Gott ehrt und dir gut tut.
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